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Pilotprojekt „Aufbruch-Sammelstelle“ für Schwarzwild erfolgreich gestartet

Pilotprojekt „Aufbruch-Sammelstelle“ für Schwarzwild erfolgreich gestartet

Prävention zur Verhinderung der Afrikanischen Schweinepest

Ein Bericht von Guido Hiller (Projektkoordinator)


Endlich ist es geschafft! Ziemlich genau sechs Monate nach dem Startschuss für dieses Pilotprojekt sowie viel Planung und Vorbereitung haben wir die erste „Aufbruch-Sammelstelle“ für Reste von Schwarzwild zur ASP-Prävention im Landkreis Schaumburg dem regulären Betrieb übergeben.

Der erste 240l MGB (Müllgroßbehälter) ist heute von der Rendac an unserer „Aufbruch-Sammelstelle“ im Hegering I in Bückeburg erfolgreich abgeholt worden.

 

 

 

 

Ich freue mich, dass alle Ansprechpartner, vom Ordnungsamt und den Abwasserbetrieben der Stadt Bückeburg, über das Veterinäramt des Landkreises Schaumburg, der AWS (Abfallwirtschaftsgesellschaft Schaumburg), der Rendac sowie den teilnehmenden Revieren dieses Projekt so toll unterstützt haben. Von Anfang an wurde die Idee, diese Maßnahme zur Prävention gegen die ASP umzusetzen, von allen Beteiligten positiv aufgenommen und begrüßt.

Einen besonderer Dank richtet sich an den Revierinhaber, in dessen Jagdrevier die „Aufbruch-Sammelstelle“ liegt. Er hat – was nicht selbstverständlich ist – mit vielen Ideen und Vorschlägen zum Gelingen dieses Pilotprojektes beigetragen.

Vieles musste bedacht und organisiert werden. Am Anfang stand die Suche nach einem geeigneten Standort, an den einige Bedingungen geknüpft waren:

  • weit genug entfernt von bewohnten Gebäuden
  • eingezäuntes Gelände mit abschließbarem, befahrbarem Tor
  • öffentlich nutzbares Schließsystem
  • öffentliche Zuwegung, die für PKW und LKW befahrbar ist
  • Akzeptanz des Grundstückeigentümers

Mit einer Fläche der Abwasserbetriebe Bückeburg und dem Einverständnis des zuständigen Ordnungsamtes hatte man ein geeignetes Areal gefunden. Die Fläche ist betoniert, eingezäunt, mit einem abschließbaren Tor ausgestattet und befindet sich neben der Kläranlage der Stadt Bückeburg. Hier sollten etwaige Geruchsemissionen im olfaktorischen Grundrauschen einer Abwasserreinigung untergehen.

       

Die Ausstattung des Tores mit einem Profilzylinder, welcher zu keiner Schließanlage gehört, hat die Vervielfältigung und Ausgabe der Schlüssel natürlich deutlich vereinfacht.

Nach dem das Areal gefunden und perfekt schien, wurde mir als Projektkoordinator ein Punkt bewusst, den ich nicht bedacht hatte. Das Gelände liegt mitten in einem Jagdrevier – und die Belange des Revierpächters gilt es natürlich zu berücksichtigen:

  • Anfahrt nur über einen öffentlichen Weg
  • Anlieferung nur in einem bestimmten Zeitfenster
  • keine Beeinträchtigung der Jagd

Jetzt mussten geeignete Behälter gefunden werden. Hier stellte sich heraus, dass wir für dieses Projekt auch die volle Unterstützung des Veterinäramtes hatten. Sofort wurden über das Veterinäramt bei der AWS (Abfallwirtschaftsgesellschaft Schaumburg) zwei Tonnen, sog. Müllgroßbehälter (MGB), mit einem Fassungsvermögen von je 240 Liter geordert.

Die Größe von 240 Liter ist ausreichend für Aufbruch sowie Zerwirkreste von ca. 5-8 Stück Schwarzwild. Darüber hinaus lässt sich das gesamte Sammelvolumen leicht skalieren und erweitern.

 

Um eine schnelle Verschmutzung der Behälter zu verhindern, werden die Aufbrüche und Zerwirkreste in Säcke aus Maisstärke gefüllt. Diese Säcke können in der anschließenden Tierkörperverwertung problemlos weiterverarbeitet werden.

Die Säcke verhindern wirkungsvoll ein Zurückbleiben von Fleischresten in der Tonne nach der Entleerung.

 

Um eine etwaige Störung der „Aufbruch-Sammelstelle“ durch Raubwild (insbesondere Waschbären) oder Ratten zu untersuchen, wurde eine Lebendfalle in unmittelbarer Nähe zu den Sammelbehältern aufgestellt. Die Lebendfalle ist mit einem elektronischen GSM-Fallenmelder der 2. Generation ausgestattet.

Durch das Monitoring mittels Lebendfalle konnte auf das Aufstellen einer Wildkamera verzichtet werden. Es sollte nicht der Eindruck entstehen, die Sammelstelle wird zu Kontrollzwecken beobachtet.

 

Jetzt war noch der notwendige „Papierkram“ zu organisieren. Die erforderlichen Handelsdokumente, welche zu jeder Abholung bereitgestellt werden müssen, wurden angefordert. Gleichzeitig bekam der Hegering 1 eine Kundennummer bei der Rendac und die Abholstelle wurde mit Geo-Koordinaten definiert.

Um die Handelsdokumente auch bei widrigem Wetter (Regen, Schnee) bereitstellen zu können, wurden spezielle, regenfeste  Dokumententaschen besorgt und am Tor befestigt.

 

Die erst Tonne mit Schwarzwildaufbruch sollte am 30. September von der Rendac abgeholt werden. Aber trotz meiner Aufregung, dass etwas nicht klappen könnte, lief alles „wie am Schnürchen“.

Am Abend vorher wurde der Behälter mit den Handelsdokumenten vor dem Tor bereitgestellt.

 

 

Und dann kam endlich der Tag der Wahrheit!

Der Fahrer kündigte ca. 20 Minuten vorher sein Eintreffen telefonisch an und man hat sich an der „Aufbruch-Sammelstelle“ gemeinsam getroffen.

Dort hat der Fahrer noch einmal die Geo-Koordinaten genau gespeichert, seinen LKW an einer geeigneten Stelle gewendet und innerhalb kürzester Zeit den Sammelbehälter mit dem Kran entleert.

 

Um allen Beteiligten an diesem Projekt klare Vorgaben zur Verfügung zu stellen, habe ich eine Verfahrensanweisung erstellt.

Diese stelle ich hier als Leitfaden für weitere Sammelstellen im Landkreis Schaumburg als Download zur Verfügung.

 

Mit den gemachten Erfahrungen sollte es möglich sein, auch in den weiteren Hegeringen des Landkreises Schaumburg solche Sammelstellen einzurichten – es muss nur gemacht werden!

Für die Beantwortung etwaiger Fragen stehe ich euch natürlich sehr gerne zur Verfügung und verbleibe
mit viel Waidmannsheil und besten Grüßen aus Bückeburg.

Guido Hiller
(Projektkoordinator und Geschäftsführer der Jägerschaft Schaumburg e.V.)