Forsthaus Halt

Forsthaus Halt – Ein Juwel auf dem Bückeberg

Auf jagdgeschichtlich bedeutsamem Boden nutzt die Jägerschaft Schaumburg ein Juwel, das in der jagdlichen Landschaft in Niedersachsen ein Alleinstellungsmerkmal und auch deutschlandweit wahrscheinlich nicht viel Vergleichbares hat. Im Jahr 1913 wurde nach einer Jagd auf dem Bückeberg, an der Kaiser Wilhelm II als Gast des Fürsten zu Schaumburg-Lippe teilgenommen hatte, nahe des Forsthauses Halt Strecke gelegt. Heute nutzt an dieser Stelle die Jägerschaft die baulich weiterentwickelten Gebäude als Zentrum für seine Mitglieder und der Öffentlichkeitsarbeit.

So sah das Gelände am Forsthaus Halt im Jahr 1896 aus.

Im Jahr 2002 trat der damals neu gewählte Vorstand unserer Jägerschaft zu einer seiner ersten Besprechungen zusammen, an der der amtierende Leiter des Kreisforstamtes Spießingshol, Bernhard Michel, als Gast teilnahm. Im Verlauf der Besprechung stellte Michel die für alle etwas überraschende Frage in den Raum, ob die Jägerschaft sich vorstellen könne, die kreiseigene Immobilie „Forsthaus Halt“ oberhalb von Hörkamp-Langenbruch auf dem Bückeberg zu nutzen. Er skizzierte aus seiner Sicht kurz die Nutzungsmöglichkeiten für Aus- und Weiterbildung sowie Öffentlichkeitsarbeit der Jägerschaft. Der Vorstand hatte zu dem Zeitpunkt keine bis vage Vorstellungen von Lage und Zustand der Liegenschaft, die zu dem Zeitpunkt in der Hand einer Jugendorganisation der SPD war.

Wir verabredeten uns zu einer gemeinsamen Besichtigung des Hauses und fanden eine Immobilie in einem erbarmungswürdigen Zustand mit abbruchreifen Nebengebäuden vor, so dass der erste Eindruck uns eigentlich signalisierte: „Hände weg“. Nach dem wir uns aber alle etwas zurückgelehnt hatten, wuchs langsam die Frage: Welche Chance vergeben wir vielleicht? Nach durchaus widersprüchlichen Diskussionen im Vorstand reifte der Entschluss, mit dem Landkreis Möglichkeiten einer Nutzung zu untersuchen, beziehungsweise zu verhandeln, die die finanziellen Spielräume der Jägerschaft nicht überstrapazieren.

Nach langwierigen schwierigen Verhandlungen, in denen oft Finanzierungsvorschläge diskutiert wurden, die der Vorstand der Jägerschaft seinen Mitgliedern gegenüber nicht verantworten konnte, zerschlug gegen Ende des Jahres 2003 der damalige Landrat Gerhard „Charlie“ Schöttelndreier den „gordischen Knoten“ und bot an, dass der Landkreis die Materialkosten für eine Sanierung trägt, wenn die Jägerschaft die handwerkliche Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen übernimmt und in einem ersten Pachtvertrag für zehn Jahre die Nutzung und Instandhaltung – wiederum bei Übernahme von Materialkosten durch den Kreis – für folgende altersbedingte Maßnahmen garantiert.

Im Frühjahr 2004 stimmte der Kreistag diesem Konzept zu. Die Jägerschaft folgte dem Vorstand mit der Akzeptanz einer Beitragserhöhung, um ein kleines finanzielles Polster für das Abenteuer Sanierung und Nutzung für zunächst zehn Jahre zu schaffen.

Motoren der Forsthaus-Sanierung: Der frühere Geschäftsführer Henning Winterberg (rechts) und der unvergessene Schatzmeister der Jägerschaft, Kurt Neugebauer.

Es folgten bis zum Nutzungsbeginn mehr als 5000 Stunden handwerkliche Arbeiten in Eigenleistungen durch Mitglieder der Jägerschaft. Hier zeigte sich, dass unsere Jägerschaft mitten in unserer Schaumburger Gesellschaft steht, da alle beruflichen Qualifikationen zur Verfügung standen und abgerufen werden konnten. Mit diesen Arbeiten haben sich der damalige Geschäftsführer Henning Winterberg und unser viel zu früh verstorbener damalige Schatzmeister Kurt Neugebauer ein „Denkmal“ gesetzt. Als nie erlahmende Motoren und Motivatoren haben sie das Projekt Sanierung über viele Monate vor sich „hergetrieben“.
Hierfür gebührt ihnen unser aller Dank.

Hennig Holzhausen


Das Forsthaus Halt im Jahre 2022

20220719_160829
20220719_161405
20220719_161241
20220719_161947
20220719_162237
20220719_161439
20220719_161826
20220719_162208
20220719_161502
20220719_161534
20220719_160829 20220719_161405 20220719_161241 20220719_161947 20220719_162237 20220719_161439 20220719_161826 20220719_162208 20220719_161502 20220719_161534

Zahlen und Fakten

1875 Bau einer Remise auf dem „Halt-Platz“ zwecks Unterstellung der Pferde und Droschken während der Hofjagden im Forstort Brandshof

1875 Bau einer Remise auf dem „Halt-Platz“

1913 gründliche Renovierung des Gebäudes vor der „Kaiserjagd“

1926 Das Land Schaumburg-Lippe gestattet der sozialdemokratischen Arbeiterjugend den Bau eines Jugendheimes an Stelle der desolaten Remise

Das Jugendheim Halt um das Jahr 1930

1931 Pachtvertrag zwischen Land Schaumburg-Lippe und Arbeiterfortbildungsverein über das Grundstück Forsthaus Halt

1932 Rückgabe an das Land, da Verbot des ABV durch Gesetz über die Einziehung von volks- und staatsfeindlichem Vermögen SA-Standarte „Bückeburger Jäger“ besetzen das Objekt, Land übergibt die Anlage dann offiziell der NSDAP, Gebäudenutzung als Kindertagesstätte und Jugenderholungsheim. NSDAP baut Schlafbaracke und Maschinenhaus (Schwedenhaus, jetzt abgebrochen)

1945 Beschlagnahme durch Besatzungsmacht.

1946 Grundstück geht in das Eigentum des neu gebildeten Landes Niedersachsen über, bis 1955 wird es als TBC-Heim genutzt. ABV prozessiert für Rückerhalt und das Land wird zur Entschädigung verurteilt.

1955 Landkreis Schaumburg-Lippe erhält das Grundstück im Rahmen der Rückgabe des Domanialvermögens, zahlt Entschädigung an ABV und schließt Pachtvertrag mit ihm, Unterverpachtung an Star-Reisen (Reisedienst der Hannoverschen Presse) sowie Erlaubnis zum Betrieb einer Gastwirtschaft.

1956-1960 Umbau der Schlaf- und Gartengebäude durch ABV und Anbau eines Tagungs-Raumes.

1965 Auflösung des Pachtvertrages mit ABV und Direktverpachtung an Star-Reisen.

1973 Sozialistische Jugend Deutschlands neuer Pächter der Liegenschaft.

2004 Nach Auflösung des Pachtvertrages mit der SDJ/ Die Falken wird nun die Jägerschaft Schaumburg neuer Betreiber des Forsthauses Halt, während der gegenüberliegende Zeltplatz vom Kreisforstamt Spießingshol bewirtschaftet wird.

Der damalige Kreisjägermeister Heiner Stahlhut-Klipp bei der Bodenreinigung.

Der damalige Kreisjägermeister Dr. Heiner Stahlhut-Klipp bei der Bodenreinigung.