Das Muffelwild

Das Muffelwild – eine jagdliche Besonderheit im Schaumburger Land

Vielen Jägern unseres Landkreises ist nicht bewusst, dass sich der Muffelwildbestand im Bückeberg zur stabilsten und größten Population in Niedersachsen entwickelt hat.

Angefangen hat alles 1914, als sich das Fürstenhaus Schaumburg Lippe entschloss im damaligen Jagdgatter Brandshof Muffelwild auszuwildern. Auf Empfehlung des zu Rate gezogenen Muffelwildexperten Oskar L. Testorpf setzte man in ein eigens dazu gebautes Eingewöhnungsgatter insgesamt 14 Stücke Muffelwild aus unterschiedlichen Herkünften aus. Es wurde besonderer Wert darauf gelegt reinrassiges Muffelwild mit Herkunftsnachweis aus den rezenten Muffelwildbeständen Korsikas und Sardiniens einzubürgern. Nach etwa einem Jahr wurde das Eingewöhnungsgatter geöffnet und dem Muffelwild stand damit das vollständig eingezäunte Jagdgatter Brandshof zur Verfügung. Als dann 1920 durch den Domanialteilungsvertrag der gesamte Brandshof -inclusive Jagdgatter- dem damaligen Freistaat Schaumburg Lippe zufiel, erweiterte sich der Lebensraum des Muffelwildes erheblich, da das Gatter teilweise abgebaut wurde oder streckenweise verfiel. Es dauerte jedoch Jahrzehnte bis das Muffelwild den ihm nun zur Verfügung stehenden, erweiterten Lebensraum besiedelt hatte.

Das Muffelwild – eine jagdliche Besonderheit im Schaumburger Land

Auch heute noch befindet sich der Schwerpunkt der Muffelwildpopulation im Bereich des ehemaligen Jagdgatters Brandshof. Ein zweiter entstand zusätzlich in den Privatwaldrevieren am Südhang des Bückeberges.

Nach über 100 Jahren kann man heute resümieren, dass sich das Muffelwild recht gut in das vorhandene Ökosystem eingefügt hat. Der Bestand ist in einem guten Zustand, Erkrankungen kommen selten vor, insbesondere haben die früher häufig aufgetretenen Schalendeformationen abgenommen, ebenso der Anteil der Einwachser bei den Widdern. Unverträglichkeiten gegenüber anderen Wildarten sind nicht vorhanden.

Es hatte sehr lange gedauert bis die Population so stark angewachsen war, dass sich gravierende Wildschäden in Forst- und Landwirtschaft feststellen ließen, die nicht mehr akzeptiert werden konnten. Der daraufhin Anfang der 90er Jahre eingeleitete Reduktionsabschuss dezimierte das Muffelwildvorkommen allerdings so dramatisch, dass der Bestand in Teilbereichen fast zusammengebrochen war.

Zehn Jahre später, als wieder wegen zunehmender Wildschäden das Muffelwildvorkommen zur Debatte stand, führten die negativen Erfahrungen aus den 90er Jahren dazu, dass 2014 die „Muffelwildhegegemeinschaft Bückeberg“ gegründet wurde. In dieser Gemeinschaft sind die Bückeberg Reviere des Klosterforstbetriebes sowie des Kreisforstamtes vertreten, ebenso der Eigenjagdbezirk Wormstal und die gemeinschaftlichen Jagdbezirke Obernkirchen, Wendthagen-Ehlen, Obernwöhren, Krebshagen-Hörkamp-Langenbruch, Altenhagen–Klein Holtensen, Groß Hegesdorf, Reinsdorf und Schoholtensen.

Das Muffelwild – eine jagdliche Besonderheit im Schaumburger Land

Die Hegegemeinschaft hat sich zum Ziel gesetzt das Muffelwild dauerhaft zu erhalten sowie durch jagdliche Maßnahmen zu erreichen, dass der Bückeberg von der L454 im Osten (Reinser Pass) bis zur L 442 im Westen (Obernkirchen – Buchholz) vollständig durch Muffelwild besiedelt wird.

Der Gedanke, der hinter dieser Überlegung stand war, dass man bei unerwünschten Muffelwildkonzentrationen in einem lokal begrenzten Bereich dort jagdlich scharf eingreifen kann, ohne die Gesamtpopulation nachhaltig zu gefährden. Zum jetzigen Zeitpunkt kann festgestellt werden, dass das Ziel der vollständigen Besiedelung in dem oben beschriebenen Bereich nahezu erreicht ist. Ebenso konnten bereits überhöhte Bestände im Norden und Osten des Bückeberges wirksam reduziert werden, so dass die jetzt noch auftretenden Wildschäden in diesen Bereichen akzeptabel sind.

Das Muffelwild – eine jagdliche Besonderheit im Schaumburger Land

Sorgen macht der Hegegemeinschaft die in Niedersachsen stark anwachsende Wolfspopulation. Einzelne durch den Bückeberg streifende Wanderwölfe werden den Muffelwildbestand nicht nachhaltig gefährden und können durchaus toleriert werden.  Sollte sich jedoch ein Rudel dauerhaft etablieren wäre das Muffelwild, nach Erfahrungen aus anderen Muffelwildbeständen, zum Aussterben verurteilt. Diese Befürchtungen wurden von Seiten der Hegegemeinschaft im politischen Raum mit Nachdruck vorgetragen, bisher jedoch ohne besondere Resonanz.  Es ist zu hoffen, dass in Zukunft Handlungsmöglichkeiten geschaffen werden, bevor es für das Muffelwild im Bückeberg zu spät ist.

Das Muffelwild – eine jagdliche Besonderheit im Schaumburger Land

Text und Bilder: Bernhard Michel